Nach dem heißen Bad in den Schwefelquellen, verließen wir am nächsten morgen Saturnia und zogen weiter zur Stadt auf dem Felsen - Pitigliano. Schon bei der Anfahrt über die steilen Serpentinen nach oben, bot die charmante Stadt in der Toskana einen beeindruckenden Anblick. Die Häuser der Altstadt standen alle direkt auf der Felskante und wirkten zum Teil wie in den Fels gebaut. Mit dem Auto hineinfahren konnte man nur in den neuen Stadtteil des Ortes und so stellten wir unser Gespann dort ab. Zu Fuß waren wir in wenigen Gehminuten am Tor zur Altstadt. Hinter dem Stadttor kam man direkt zum Piazza Garibaldi. Von diesem Platz aus konnte man durch große Bögen wie durch riesige Fenster auf die Umgebung schauen. Enge Gassen schlängelten sich von dem Platz aus durch die längliche Altstadt und beherbergten ein paar wenige Geschäfte, Restaurants, Kunstgalerien und Kaffees. Eine kleine Kirche befand sich ebenfalls inmitten der Altstadtmauern.
Immer wieder führten kleinere Gassen von den größeren ab und führten nach links und rechts zu den Wohnhäusern der Einheimischen. Erreichte man den Rand hatte man immer eine tolle Aussicht, denn die Stadtmauern waren nicht allzu hoch. Wieder einmal fanden wir ein paar Ape's in den Gassen stehen. Richtig viele Katzen liefen ebenfalls in Pitigliano herum. Benji starrte sie nur an und war schon wie bereits in Saturnia, vermutlich von der Vielzahl an Katzen überfordert. Zudem die Tierchen clevererweise still liegen blieben, so dass der Kleine nichts mit ihnen anzufangen wusste. Am anderen Ende befand sich wieder ein Stadttor, durch das wir hinausgingen und einem Weg folgten, der uns zu den antiken Höhlengängen führte.
Es gibt rund um Pitigliano eine Vielzahl an Höhlengängen, die alle von den Etruskern in weichen Tuffstein gebaut wurden und zu den bemerkenswertesten archäologischen Überresten der alten Kultur zählen. Die Etrusker waren eine Zivilisation, die in Mittelitalien, unter anderem auch in der Toskana, von etwa 1000 v. Chr bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. lebte. Viele römische Traditionen, wie die Praxis des Wahrsagens oder die Gladiatorenspiele, haben etruskische Wurzeln. Das Alter der Höhlengänge ist schwer zu bestimmen, könnte jedoch auf das siebte bis zweite Jahrhundert vor Christus geschätzt werden. Die Gänge verbinden etruskische Gräber, antike Siedlungen und religiöse Stätten in der Region um Pitigliano, sowie die nahegelegenen Dörfer Sovana und Sorano. Auf kleinen Wanderungen kann man einige dieser alten Gänge, die bereits vollständig erschlossen wurden und auch "Vie Cave" genannt werden, was so viel wie "Gegrabene Wege" bedeutet, besichtigen. In den dunklen geheimnisvollen Gängen direkt am Ausgang der Altstadt, befanden sich sogar noch Höhlen in den Felsen, die teilweise noch als Keller genutzt wurden. Andere Höhlen hingegen, wirkten eher verstaubt und vergessen und waren voller altem Schrott.
Nach diesen stadtnahen Gängen begannen einige der bekannteren Höhlengänge. Zunächst wanderten wir den Höhlenweg namens "Via Cava di Fratenuti", der etwas versteckter lag und weniger frequentiert sein soll. Überall waren Karten und Wegweiser aufgestellt worden, die halfen die Wege zu finden. Unser Weg führte zunächst zu einem Bach. Es gab früher vermutlich mal eine kleine Brücke, doch inzwischen nicht mehr. Eine Steinspur im Bach zeigte, dass die Wanderer dort hinüber gingen. Noch während wir überlegten ob wir es wagen sollten, kamen zwei Männer mit Hund am Weg der anderen Bachseite an und machten es uns vor. Sie trugen ihren Hund hinüber und nahmen einen Stock zur Hilfe, um selbst trockenen Fußes hinüber zu gehen. Kaum waren sie vorüber gegangen taten wir es ihnen gleich und überquerten den Fluss auf dieselbe Weise. Etwas wackelig auf den Steinen war es, dennoch gelang es uns. Christoph hatte es dabei deutlich schwerer, denn er trug dabei unseren 12 Kilogramm schweren Benji, der leicht nervös zu sein schien. Ein paar Schritte weiter standen wir auch schon im ersten Höhlengang. Anders als in den stadtnahen Gängen waren hier keine Höhlen in den Fels eingelassen, die als Keller dienten. Eher fanden wir uns in einem Gang wieder, in dessen Mitte eine Rinne eingelassen wurde. Es wird vermutet, dass diese als Regenwasserabfluss genutzt wurde. Die Wände waren sehr hoch und man fühlte sich wie in einer Schlucht. Einige Wände der Höhlengänge sollen sogar bis zu 20 Meter hoch sein. Etwas bedrückend war das Gefühl schon und dass kaum Tageslicht hinunter in die Gänge drang, machte es auch nicht besser. Am Ende des Höhlenweges, kamen wir an einem einsamen Grundstück heraus. Es dämmerte bereits und wir sahen nach einer kleinen Pause zu, dass wir zurück kamen, bevor es in den Gängen zu dunkel werden würde. Der Weg war kein Rundweg und so mussten wir den selben Weg zurück gehen. Auch jetzt kamen wir wieder trocken an der anderen Seite des Baches an. Benji wollte dieses Mal selbst darüber laufen und stellte sich dabei ziemlich geschickt an. Nur am Ende landete er doch noch mit den Pfoten im Wasser, da die letzten Steine doch zu rutschig gewesen waren. Tief war der Bach an dieser Stelle zum Glück nicht mehr und so erfrischte es den Kleinen nur etwas.
Die Altstadt wollten wir nicht nochmal durchqueren und so nahmen wir einen Weg der unterhalb der Stadtmauern entlang ging. Inzwischen strahlten Scheinwerfer, die neben diesem Weg standen, die Stadt an und tauchten diese in ein magisches Licht. Es war ein hübscher Spazierweg um den Ort herum und außer uns war keiner dort unterwegs. Am Ende des Weges wussten wir auch warum. Der Aufgang hinauf zur Stadt war aufgrund einer Baustelle gesperrt. Der einzige andere Weg zu unserem Bus führte über die Hauptstraße nach oben. Da dort ziemlich viele Autos fuhren und es keinen Gehweg gab, blieb uns nichts anderes übrig als den Weg nochmal zurückzugehen und doch die Altstadt erneut zu durchqueren. Auf dem Piazza Garibaldi war inzwischen einiges los. Schilder verrieten, dass dieses Wochenende ein Weinfest dort stattfinden sollte. Einige Menschen hatten sich auf dem Platz auch schon angesammelt. Eine laute Maschine übertönte fast schon die Musik, die in einem der Zelte, in dem ausgeschenkt wurde, lief. Wir vermuteten, dass frischer Traubensaft aus dieser gezapft werden konnte, den neuer Wein konnte es natürlich aufgrund der fehlenden Gärzeit nicht sein. Es gab allerdings kein Schild oder ähnliches das dies tatsächlich verriet. Auch wenn wir gerne das Fest besucht hätten, gingen wir zurück zum Bus. Die laute Maschine nervte uns jetzt schon und sollten es mehr Menschen werden, wäre das auch nichts für Benji. Zurück am Bulli fuhren wir etwas außerhalb des Ortes auf einen Parkplatz, um dort die Nacht zu verbringen. Das Museum, zu dem der Parkplatz gehörte, verbot das Overnight Parking nicht und hatte aktuell auch geschlossen. Es war gar nicht schlimm nicht auf das Fest gegangen zu sein, denn kurze Zeit später wurden wir von der Stadt über uns mit Live Musik bis nachts um ein Uhr beschallt. Das Repertoire reichte von italienischer Akustikgitarren Musik bis hin zu modernen Elektrosounds und sorgte für eine gute Abendunterhaltung.
Am Folgetag wanderten wir noch zwei weitere Vie Cave. Dieses Mal parkten wir direkt am Eingang der Wanderwege und sparten uns somit den Weg durch die Altstadt. Der wohl beeindruckendste aller Höhlengänge war der "Via Cave di Giuseppe". Zu Beginn dieses Weges befand sich ein Platz mit alten Grabkammern der Etrusker. In zwei Grabhügeln waren dort je drei Kammern mit Gräbern darin eingelassen. Jedes Jahr im Frühjahr wurde hier ein Brauch abgehalten und ein großes Feuer angezündet. Dieses Event ähnelte einem wiederkehrenden Fest. Dahinter folgten sehr gut erhaltene, hohe und steile Höhlengänge. An vielen Stellen sah man Bäume direkt an der Kante wurzeln und man fragte sich, ob die Felswand von dieser Last bald einstürzen würde. Am Ende des Weges befand sich, eingebettet in den Fels, ein Bildnis des Heiligem San Giuseppe über dem letzten Höhlengang. Es schwebte inzwischen fast schon über dem Weg, da der linke Fels erst im Jahre 1990 abgebrochen und zur anderen Seite gekippt war. Jetzt lehnte er an der rechten Felswand und schien dort stabil verankert zu sein. Auf diesem Abschnitt des Weges soll man sogar noch alte Eselsspuren vom Bau der Wege erkennen können.
Nach dem Weg San Giuseppe führte ein Rundweg an Olivenhainen und Weinreben vorbei zu einem weiteren Höhlenweg namens "Via Cava dell'Annunziata". Dieser war nochmal ganz anders als die ersten etruskischen Bauwerke, denn dieses Mal ging es in Gängen, die in Serpentinen steil den Berg hinab führten, entlang. Schmale Spalten, durch die man hindurchging und Wurzeln auf dem Erdboden, machten den Weg richtig interessant. Schließlich kamen wir an unserem Parkplatz wieder heraus.
Wir gingen nur drei dieser vielen Höhlengänge und waren sehr angetan von diesen kleinen Wanderungen. Ein paar der näher an Pitigliano liegenden Gänge, kann man auch klasse miteinander verbinden und sie, wenn man etwas mehr Zeit hat, auch an einem Tag gehen. Für Familien mit Kindern sind die Wege sicherlich auch super spannend und durch ihre Kürze und die Abwechslung sehr zu empfehlen. Anbei findet ihr eine Komoot Tour dazu, die vier der Wege bereits miteinander verbindet. Wir sind davon allerdings nur die drei oben beschriebenen Wege gegangen. --> Link.
An dem Picknickplatz, von dem aus die Wanderungen alle starten und enden, kann man sehr gut parken, wenn nicht gerade Hochsaison ist. Es lebte bei unserem Besuch eine kleine Katze dort, die auf Futter von den Besuchern hoffte. Wir gaben der Kleinen etwas Wasser und Hundefutter. Das wusste das Kätzchen sehr zu schätzen und verschlang direkt alles. Nach diesen spannenden Wanderungen rund um Pitigliano zog es uns weiter zu einer alten Burgruine, die außer Spinnen noch andere gefährliche Tiere beherbergen sollte - der Rocca Silvana.
Kommentar hinzufügen
Kommentare