Als wir weiterzogen änderte sich die Landschaft. Von Monte Argentario aus ging es ins Landesinnere der südlichen Toskana. Die typische Toskana Postkartenlandschaft begann sich langsam anzukündigen. Hier und da stand eine Zypresse in der Landschaft und es wurde hügeliger. Wir steuerten den Ort Saturnia an, in dem wir essen gehen wollten. Über steile, kurvige Straßen kämpfte sich unser Bulli langsam zu dem Ort nach oben. Seit wir die neuen Reifen drauf hatten, war unser Vertrauen in ihn auch sehr gewachsen und die Gefahr einen Berg nicht hinaufzukommen war deutlich gesunken. Kurz vor dem Ort rochen wir ihn schon - den Gestank von Schwefel. Natürliche heiße Thermalquellen lagen unweit des Ortes und waren unser Ziel für den Folgetag. In Saturnia angekommen fanden wir einen ruhigen Parkplatz am Ortsrand, auf dem wir mit abgehängtem Hänger neben uns hinpassten und übernachten konnten. Leider war dieser nur etwas uneben, weshalb wir unsere Unterlegkeile ziemlich kreativ vergrößern mussten.
Das Restaurant unserer Wahl wies uns leider ab, da alles voll und es ohne lange Wartezeit laut dem Kellner "impossible" war einen Tisch zu bekommen. So verschlug es uns inmitten des Ortes in einen etwas nobleren Schuppen - das Ristorante "Bacco e Cecere 2.0". Etwas unwohl fühlten wir uns schon, als wir von einem jungen Mann in einem schicken Frack begrüßt und zu Tisch geleitet wurden. Es waren nur wenige Tische belegt und es lag eine gewisse Stille in dem Speiseraum. Es gab zwar Hintergrundmusik, jedoch nur sehr leise. Dazu war das Licht sehr gedimmt, was zur Gesamtstimmung passte. Die Karte war überschaubar und nicht gerade günstig. Nach einem Gruß aus der Küche, ein Pilzdip mit Weisbrot, bestellten wir als Primi Piatti Nudeln mit Hasche vom Fassone Rind, sowie vom Wildschwein und als Secondi Piatti Rinderbäckchen mit gefülltem Fenchel und eine Salcissia mit Pilzsauce. Dazu probierten wir den renommierten Vorzeige Rotwein der Toskana - den Brunello di Montalcino - der wirklich gut schmeckte. Der Nachtisch (ein Tiramisu und ein Lava Cake mit flüssigem Kern) war besonders gelungen.
Unser Fazit: Das Essen war insgesamt ganz gut gewesen, jedoch nicht unbedingt zu dem Preis den wir schlussendlich zahlten. Davon konnte man locker zwei mal sehr gut essen gehen. Es war bislang definitiv das teuerste Essen unserer Reise.
Am nächsten Tag kamen wir nach einem Besuch des örtlichen Bäckers Valentino Catucci in den Genuss von genialen mit Pistaziencreme gefüllten Croissants. Das Brot von dort war, wie von Italien zu erwarten, nichts besonderes, jedoch eine gute Alternative zum Weißbrot und besser wie manches das wir in England bekommen hatten.
Frisch gestärkt liefen wir nach dem Frühstück zu den rund 3-4 Kilometer entfernten Thermalquellen. Der Weg führte zunächst durch das hübsche kleine Dorf, dessen Dorfplatz sich sehen lassen konnte und in dem einige Kätzchen lebten und überall herum lagen. Benji war damit so überfordert, dass er sie nur anstarrte und vergaß zu bellen. Durch ein altes Steintor führte eine alte römische Straße aus dem Ort hinaus. Ein Feldweg löste diese schließlich ab und führte uns den Berg hinunter, bis hin zu den Thermalquellen. Dort angekommen wollten wir uns gar nicht ausmalen was in der Saison hier los sein musste. Es war schon November und dennoch war es total überlaufen. Die Quellen flossen über natürliche Terrassen den Berg hinunter. Das Wasser hatte eine tolle türkisene Farbe und der Boden war mit Kieselsteinen bedeckt, so dass man barfuß darauf gehen konnte (zumindest wenn man nicht so empfindliche Füße hatte, sonst empfahlen sich Wasserschuhe). Überall stiegen Dämpfe auf vom Wasser, das von Becken zu Becken plätscherte. Whirlpoolähnliche Nischen gab es ebenfalls. Alles war voller Menschen, die teilweise sogar mit ihren Handys oder Hunden im Arm durch das Wasser stapften. Für Hunde ist ein Bad in dem Schwefelwasser übrigens nicht zu empfehlen, da dies ihrer Haut schaden kann. Wenn man den Hund zu den Quellen mitnimmt und dieser daneben wartet, ist es wichtig auf dessen Reaktionen zu achten, da manche Hunde empfindlich auf die Dämpfe reagieren können.
Eintritt zahlte man keinen für den Besuch. Das Geld holten sich die Verantwortlichen über den kostenpflichtigen Parkplatz, die Duschen und ein Kiosk direkt neben den Quellen wieder. Je weiter man nach oben ging, desto wärmer wurde es. Lang hielten wir uns dort nicht auf, da wir abwechselnd ins Wasser gehen mussten. Einer von uns blieb immer bei Benji, der aufgrund der vielen Menschen, die alle direkt vor ihm vorbeiliefen, etwas unruhig war. Die Dusche danach war Goldwert, denn nach dem Bad in der Schwefelquelle stank man etwas unangenehm. Sie kostete auch nur ein Euro für zwei Minuten. Die Coins dazu konnte man am Kiosk erwerben. Wenn man bedenkt was für ein touristischer Ort es hier ist, war das relativ günstig dafür.
Nach dem heißen angenehmen Bad beschlossen wir noch eine Nacht in Saturnia zu bleiben. Der Parkplatz war ruhig und es schien keinen zu stören, dass hier Camper übernachteten. Tatsächlich waren wir auch nicht die einzigen die dort blieben. Es gibt noch mehr Thermalquellen in der Toskana. Jedoch sind die heißen Quellen von Saturnia die Größten und Bekanntesten von allen und zudem die einzigen, die eine Dusche mit anbieten.
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