Auf der Weiterfahrt von Montvenier zur italienischen Grenze, fuhren wir durch die Berglandschaft, die uns sogar schon einige schneebedeckte Gipfel präsentierte. Darunter war auch der Mont Blanc, den wir wenige Tage zuvor noch in der Ferne gesehen hatten. Dann erreichten wir die Grenze zu Italien - ein 13 km langer Tunnel, für den man sage und schreibe 71,60 € bezahlt, um ihn passieren zu dürfen. Eine Passstraße hätte es vermutlich auch gegeben, doch das Gegurke wollten wir uns ersparen.
Am anderen Ende des Tunnels in Italien hangen die Wolken tief und die Berge wurden nahezu von ihnen verschluckt. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt, verbrachten wir die Nacht im kleinen italienischen Ort Cherasco auf dem Dorfparkplatz, auf dem Camper sogar offiziell erlaubt waren. Dort beschlossen wir als nächstes Finale Ligure anzusteuern, um einen etwas längeren Zwischenstopp dort einzulegen.
Wir hatten vor dort für mehrere Tage auf dem Campingplatz "Freeride Outdoor Village", der im Nebenort Finalborgo liegt, einzuchecken, um dort etwas zu entspannen. Die dauernde Reiserei wurde uns allmählich zu viel und wir brauchten schlicht und ergreifend Urlaub. Jetzt werden die meisten denken, dass wir doch fast schon ein Jahr lang Urlaub gehabt haben. Tatsächlich ist das Reisen jedoch ganz schön harte Arbeit. Zumindest wenn man mit so einfachen Mitteln reist wie wir es tun. Um das einmal zu veranschaulichen werden wir in Kürze einen Sonderblog zum Thema "Der Bullialltag" für euch schreiben.
Vor zwei Jahren waren wir zum Mountainbiken schon mal in Finale Ligure gewesen und kannten den Campingplatz von damals. Er hatte uns sehr gut gefallen, weshalb wir jetzt auch wieder dorthin fuhren. Die nette Campingplatz Chefin Vanessa sprach sogar etwas deutsch und hatte einen Platz für uns frei. Anfangs buchten wir nur vier Nächte, verlängerten später allerdings auf neun Nächte, da uns der neu gewonnene Luxus (Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Wasser, Mülltonnen, Swimming Pool, Tischtennisplatte, Brötchenservice, Shuttleservice zum Biken etc.) einfach zu gut gefiel. Die drei Campingplatzhunde der Besitzer und Angestellten verstanden sich glücklicherweise mit Benji und so konnten die vier in Frieden auf dem selben Platz koexistieren. Das Wetter spielte auch fast immer mit. Von neun Tagen hatten wir sieben Tage Sonnenschein und ein richtig warmes angenehmes Wetter. Es war zwischendurch einmal Starkregen für Ligurien angekündigt, doch kamen wir mit einem blauen Auge davon. Es regnete schlussendlich nur zwei von vier angekündigten Tagen und dabei zumindest in Finale Ligure nicht die komplette vorhergesagte Regenmenge. Dafür gewitterte es an einem Tag ordentlich des Öfteren. Andere Bereiche Liguriens und auch die Toskana, hatte es schwerer getroffen.
Die Details dieser neun Tage, die wir mit mountainbiken, Tischtennis spielen, Gassi gehen, endlich mal im Meer baden (wir hatten dabei die wärmste Wassertemperatur auf unserer gesamten Reise), faulenzen und natürlich schlemmen verbracht haben, ersparen wir euch an dieser Stelle. Wir werden nachfolgend lediglich ein paar Empfehlungen für Finale Ligure und die nähere Umgebung abgeben, so dass Interessierte sich diese herausziehen können. Natürlich empfehlen wir auch Nichtinteressierten nach unten zu scrollen, denn auch für Nichtmountainbiker gibt es allerhand zu tun und für die Bilder rentiert es sich alle mal.
Restaurant, Eisdielen und Bar Tipps
- Restaurant Bastian Contrario (auch liebevoll "Fresshalle" von uns genannt - hier schließen wir uns einem anderen Reiseblogger an, der das Restaurant so bezeichnete, da man einfach alles bestellen kann und es immer klasse schmeckt): Auch wenn das Ambiente von außen und innen einfach und nicht sehr ansprechend erscheint, ist dieses Restaurant eine Top Empfehlung, wenn man in Finale Ligure und Umgebung authentisch, italienisch essen gehen möchte. Das Restaurant liegt in Finalborgo, fast direkt gegenüber des Campingplatzes Freeride Outdoor Village. Wir empfehlen u.a. folgende Speisen & Getränke: Fassona Piemontese (hochwertiges italienisches Rindfleisch das als Tartar angerichtet wird), Foccachia Burrata mit Trüffel und Parmaschinken (es handelt sich dabei um eine Pizza Bianco, die nicht nur genial sondern auch einzigartig ist) - der Kellner zerstückelt die Burrata auf der Foccachia live am Tisch und träufelt Pfeffer und Olivenöl hinein, das Rinderfilet - Fleischgerichte serviert der Chef selbst und schneidet das Filet live am Tisch an und träufelt Öl, Pfeffer und Salz hinein, Foccachia mit Gorgonzola und Honig als Nachtischpizza (ebenfalls eine Pizza Bianco), sehr leckerer und günstiger roter Hauswein. Allein schon für die Showeinlage beim Servieren der Gerichte, lohnt sich der Besuch. Zudem sind die Jungs die dort bedienen total auf Zack.
- Eisdiele Il Dattero: Für uns das beste Eis in Finale Ligure, da es einfach cremig und geschmacksintensiv ist.
- Eisdiele Carlin (am Piazza Vittorio Emanuele II): Auch hier schmeckt das Eis sehr gut und ist sehr preiswert (7 Kugeln für 9 €)
- Van Gogh: Tolle Bar am Piazza Vittorio Emanuele II mit einem Sitzbereich auf dem Platz. Tolle Cocktails und gratis Tapas Teller dazu, der mit Mini Pizzastücken, Oliven, Parmesan uvm. bestückt ist. Ein toller Cocktail ist der "Surf the Wave" und der Aperol Spritz soll der Beste der Stadt sein
- Pizza Take Away Pomo D'Oro: Direkt hinter dem Stadttor von Finalborgo gibt es die kreativsten Pizzastückchen für den schnellen Hunger oder einfach zum Mitnehmen und später genießen. Egal ob Vegetarier oder Fleischfan, hier ist für jeden etwas dabei.
- Colombo Pizzeria Kebab: Wir probierten hier nur den Kebab, der ähnlich der in Deutschland bekannten Variante eines Dürüm/Yufkas schmeckt. Es war der erste Döner auf unserer Reise, der wirklich geschmeckt hat. Der Preis ist auch völlig in Ordnung.
Mountainbike Trails
Man sagt Finale auch nach, dass es ein Mountainbike Mekka sei. Es gibt hier ziemlich viele Trails, die das Bikerherz höher schlagen lassen. Sämtliche Bikeshuttles bieten den Transport zu den gängigsten Traileinstiegen an und shutteln etliche Biker täglich 1000 Höhenmeter auf die umliegenden Berge nach oben. Beim Campingplatz erhielten wir eine Übersichtskarte, auf der alle Trails eingezeichnet waren. Diese kann man übrigens alle bei Trailforks, mit der unten genannten Nummer finden und man tut sich somit leichter bei der Wegfindung im Trail. In dieser Region sind die Trails leider alle nicht ausgeschildert, da die meisten auf Privatwegen liegen und die Besitzer das Befahren der Wege zwar dulden, aber es nicht noch fördern möchten. Hier findet ihr eine Übersicht unserer persönlichen Top Trails in Finale.
- Rollercoaster (171): Der spaßigste und bekannteste aller Trails in Finale, der auf dem Berg Melogno liegt. Der Trail ist mit sechs Kilometern durch den Wald einer der Längsten, super flowig, sehr gut zu fahren, es gibt keine Stelle die man nicht überrollen kann und taugt somit auch sehr gut für Familien. Es gibt nur ein bis zwei steilere Stellen gegen Ende des Trails, die man im Zweifel aber herunterschieben kann. Man kann, wenn man möchte richtig Spaß auf dem Trail haben, wenn man es rollen lässt. Demnach kommen auch Fortgeschrittene bei diesem Trail auf ihre Kosten.
- Base Nato (92): Der Klassiker mit dem Finale Ligure als Bike Mekka bekannt wurde, befindet sich auf dem gleichnamigen Berg Base Nato. Es handelt sich um eine Waldabfahrt über Wurzeln und wenige Steine, der bei Regen sehr rutschig wird. Einige steilere Stellen sind mit dabei, dennoch ist alles gut fahrbar und nur ein wenig technisch. Macht auch richtig Spaß und ist im unteren Teil kombinierbar mit dem H-Trail (93).
- Crestino Teil 1 und 2 (95 & 96): Etwas längere Abfahrt, anfangs recht flowig und flach, später deutlich technischer und teilweise steiler. Gut kombinierbar mit dem Trail Ingeniere. Macht richtig Spaß und ist eher für fortgeschrittenere Fahrer zu empfehlen.
- DH Donne (5): In Varigotti auf dem Berg Manie gelegener ehemaliger Meisterschaftstrail. Bergauf kann man rund 300 Höhenmeter über die Straße hoch fahren. Ob hier her geshuttelt wird, wissen wir nicht genau. Der Donne ist insgesamt sehr steinig und hat ein paar schwierige Drops, die man nicht einfach so überrollen kann. Dabei hat man jederzeit eine tolle Aussicht auf das Meer. Wenn man im unteren Teil nicht direkt ins Dorf fährt, sondern vorher rechts abbiegt, kann man den Trail noch verlängern und noch mehr Aussicht genießen. Nichts für Anfänger, aber sehr schön, weil man nicht nur im Wald fährt, sondern auf dem Bergrücken, dem Meer entgegen.
- Downhill Uomini (Men)(6): Diesen Trail erreicht man über die selbe Zufahrt wie den DH Donne und ist ebenfalls ein ehemaliger Meisterschaftstrail. Es handelt sich dabei um eine sehr steinige, steile, zum Teil rutschige (Kies) und technische Blackline. Man muss seine Linie erst suchen und besser vorher anschauen, bevor man sie herunterfährt. Das stört allerdings gar nicht, da sich dies für ein paar Fotostopps anbietet. Man fährt hier sprichwörtlich dem Meer entgegen. Nichts für Anfänger.
Die Strandpromenade & die Stadtmitte von Finale Ligure
Das Herz von Finale Ligure ist der Piazza Vittorio Emanuele II, vor dem das große palmengesäumte Tor steht und die tolle Strandpromenade, an der man scheinbar endlos entlang laufen oder mit dem Fahrrad entlang fahren kann. Vorbei geht es an Steinstränden, Palmenalleen, einem kleinen Park, Brunnen und Figuren aus Stein. Dort haben wir eines Abends sogar direkt vom Strand aus Delfine im Meer gesehen. Wenn man Richtung Norden an der Promenade weitergeht, findet man einige Stein- & Sandstrände, an denen man baden kann. Man kann dort entlang der Promenade bis nach Varigotti laufen. Der Weg dorthin führt über viele Holzplanken, an Meerestieren aus Metall, Sandstränden und am Hafen vorbei und bietet einige Bänke zum Verweilen und auf's Meer schauen.
Das Castell Gavone
Die Burg, die auf einem Berg über Finalborgo thront, wurde im 12. Jahrhundert erbaut, um die strategisch wichtige Region Ligurien zu kontrollieren. Sie diente als Verwaltungs- und Verteidigungszentrum des Markgrafentums Finale. Während ihrer Blütezeit war sie ein Symbol der Macht und Pracht der Familie Del Carretto. Die restaurierte Ruine mit Überresten der Befestigungsanlagen, darunter der gut erhaltene Diamantenturm, kann heute mit vorheriger Buchung noch besucht werden. Vom Campingplatz Freeride Outdoor Village aus, kann man in rund 20 Minuten zur Burg hinauflaufen.
Für Kletterinteressierte gibt es ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten in Finale Ligure und Umgebung. Da wir selbst keine Kletterer sind, können wir dazu leider keine näheren Empfehlungen geben, allerdings haben wir auf dem Campingplatz ein Pärchen getroffen, das in der Region klettern war. Die beiden schwärmten regelrecht von den vielen Kletterrouten und verbrachten deshalb einige Tage in der Region. Und natürlich auch Wanderer kommen auf ihre Kosten, da es neben den Mountainbike Trails auch zahlreiche Wanderrouten gibt.
Nach unseren neun Tagen "Urlaub", hatten wir die Reisemüdigkeit etwas auskuriert und waren bereit weiterzuziehen. Abgesehen davon ging uns auch langsam das Geld aus, denn der Campingplatzluxus und das häufigere Essen gehen, war natürlich nicht umsonst. So machten wir uns auf den Weg zu unserem letzten Zielgebiet auf dieser Reise - es ging in die schöne Toskana.
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